In meinen Workshops habe ich oft die Ehre, mit Jugendlichen den Tag zu verbringen. An Schulen kläre ich dann zum Thema mentale Gesundheit auf.
Immer wieder bin ich dann erstaunt und tief berührt, wie der Umgang mit psychischen Erkrankungen sich ändert. Meinen Gedanken hierzu möchte ich heute Raum geben.
Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, hatte das Thema psychische Gesundheit keinen Platz im Unterricht gefunden. Aufklärung? Fehlanzeige. Die Schulsozialarbeit war quasi nicht präsent, zum Thema Angst vor Prüfungen oder wo man Hilfe finden kann, wenn es einem selbst nicht gut geht, wurde auch kein Wort gesagt. Natürlich ist das nur meine subjektive Wahrnehmung gewesen und lässt sich nicht auf alle Schulen übertragen.
Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus freut es mich aber umso mehr, dass viele Schulen sich nun offen dem Thema gegenüber zeigen und ihrer Schülerschaft Unterstützung bieten möchten. Alleine das ist schon ein Erfolg und eine tolle Botschaft!
Doch am meisten berührt mich immer wieder, wie respektvoll und reflektiert junge Menschen mit dem Thema psychische Erkrankungen und Belastungen umgehen. Deshalb ist dieser Post hier für euch. Denn alles, was ich hier schreibe, nehme ich auch genau so an jedem einzelnen Tag, den ich in einer Schule verbringe, wahr. Und das macht mich sehr, sehr glücklich und zuversichtlich. 🙂
DANKE, dass ihr nicht hinter vorgehaltener Hand über Depressionen, Panikattacken oder Zwänge sprecht.
DANKE, dass ihr eure Erfahrungen mit einer Therapie thematisiert.
DANKE, dass ihr nicht lacht, wenn ein junger Mann mit Tränen in den Augen vor euch steht, weil er im Sommer seinen besten Freund verloren hat.
DANKE, dass ihr eure Freunde begleitet, wenn sie weinen oder Panik haben, und nicht wegschaut.
DANKE, dass ihr euch eigenständig mit dem Thema psychische Gesundheit beschäftigt.
DANKE, dass ihr selbst benennt, wie wichtig es ist, über psychische Erkrankungen zu sprechen und Vorurteile aus dem Weg zu räumen.
DANKE, dass ihr nachfragt und ernsthaftes Interesse zeigt.
DANKE, dass ihr verständnisvoll reagiert, wenn eure Freunde sagen „ich möchte mich heute lieber ausruhen und nicht auf die Party mitkommen“.
DANKE, dass ihr eure Geschichten mit mir teilt.
DANKE, dass ihr in euren jungen Jahren oft schon enorme Kraft zeigt und trotzdem nicht den Blick auf das Gute verliert.
DANKE, dass ihr jungen Kerle euch umarmt und somit Unterstützung zeigt- auch wenn andere sagen „das macht man als Mann nicht“.
DANKE, dass ihr euren besten Freund nicht „Langweiler“ nennt, wenn er keinen Alkohol trinken möchte.
DANKE, dass ihr als Klasse eine eigene Notfallkiste gepackt habt mit Tools, wenn jemand Angst hat oder sich nicht gut fühlt.
Ich wünsche mir so sehr, dass wir dank euch immer weiter ein Umdenken in der Gesellschaft schaffen – nämlich weg von Stigmata, Vorurteilen und dem Mindset, dass psychische Erkrankungen eine Einbildung oder Schwäche sind. Denn sie sind, was sie sind – eine Erkrankung, die jeden Menschen treffen kann, egal aus welcher Bildungsschicht, aus welchem Land, aus welcher Familie oder welcher Altersklasse.
Danke, dass ihr so seid, wie ihr seid.